Wasserkräfte
Die Wasserkräfte der WupperDas Bergische Land verdankt seinen Namen den Grafen von Berg. Es ist Teil des Rheinischen Schiefergebirges, das mehrere hundert Meter über das Tiefland hinausragt und den vom Atlantik hereinströmenden nordwestlichen Winden eine erste Barriere bietet. Die Folge sind außerordentlich hohe Niederschläge, die mit 1400 mm im Jahresdurchschnitt doppelt so hoch sind wie etwa am Niederrhein. Die Wupper, die sich in der Eiszeit tief in das Schiefergebirge eingeschnitten hat, verfügt auf der Länge von der Quelle bis zur Rheinmündung (etwa 110 km) über ein Gefälle von 400 Metern. Sie weist eine sehr große Zahl von Zuflüssen auf und hatte bis um die Jahrhundertwende häufig Hochwasser. Seit dem 1891 einsetzenden Bau von Talsperren konnte der Abfluss des Wupperwassers besser reguliert werden. Aufgrund der zahlreichen Mühlen, Schleifkotten und Hammerwerke, die sich an den Ufern der Wupper angesiedelt hatten, galt die Wupper im 19. Jahrhundert als der "fleißigste Fluss Deutschlands". Auf Solinger Gebiet beträgt das Gefälle etwa 56 Meter. Probleme mit dem WasserBei Wind und Wetter mussten die Schleifer lange und beschwerliche Wege auf meist unbefestigten Pfaden zurücklegen, um zu ihren Arbeitsstätten in den Tälern zu gelangen. Dort erwarteten sie Arbeitsräume, die von vielen Zeitgenossen des 19. Jahrhunderts als unwirtlich beschrieben wurden. Niedrige Raumhöhen, ungedielte oder zementierte Fußboden, vielfach undichte Wände und Fenster erzeugten ein feuchtes und kaltes Raumklima. Der Energielieferant Wasser war witterungsabhängig, d.h. das Wetter bestimmte den Arbeitsrhythmus. In manchen Jahren konnte bis zu vier Monate nicht gearbeitet werden. Frost im Winter, starke Regenfälle mit Hochwassergefahr oder auch Trockenheit im Sommer legten die Schleifkotten still. In trockenen Sommern beobachteten die Schleifer oft sogar nachts den Wasserlauf, um zu arbeiten, wenn der Wasserstand ausreichend war. Wassermangel bedeutete für die Schleifer Verdienstausfall. Auf der anderen Seite konnten sie sich während der witterungsbedingten Stillstände von ihrer anstrengenden und gesundheitsschädlichen Tätigkeit erholen. Nicht von ungefähr nahm die "Schleiferkrankheit" (Staublunge oder Silikose), die durch die im Schleifstaub der Natursteine enthaltene Kieselsäure ausgelöst wurde, erst in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts dramatische Ausmaße an. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten bereits viele Solinger Schleifer in Dampfschleifereien, die unabhängig von der Witterung das ganze Jahr hindurch genutzt werden konnten. |