Zukunftsperspektiven
Auf dieser Basis gilt es nun nach vorne zu blicken. Dabei besteht das eigentliche Problem darin, dass der Denkmalwert des Kottens wesentlich an die Wasserkraftanlage gebunden ist. Diese wiederum kann jedoch nur dann wirklich erhalten werden, wenn sie in Betrieb ist. Das Wasserrad und die Transmission müssen laufen und gewartet werden, damit sie keinen Schaden nehmen. Der Betrieb des Wasserrades wiederum hängt sehr wesentlich von der momentan noch gewerblichen Nutzung der Schleifstellen ab. Da die Existenzmöglichkeiten für heimgewerbliche Schleifer bekanntermaßen von Jahr zu Jahr schlechter werden, ist es ein großes Glück für den Wipperkotten, dass immer noch alle Arbeitsräume vermietet sind, ein Glück, auf das sich in Zukunft niemand verlassen kann.
Wer es ernst meint mit dem Denkmalschutz, der kann sich im Falle des Wipperkottens also nicht darauf beschränken, das Dach dicht zu halten und von Zeit zu Zeit die Fenster und die Fassade zu streichen. Das Erhaltenswerte am Wipperkotten ist der Betrieb - und sei es der Museumsbetrieb.
Die Gründung des Fördervereins Schleiferei Wipperkotten e.V. Ende 1996 erfolgte aus der Erkenntnis heraus, dass die Entwicklung nicht mehr länger dem Zufall überlassen werden kann. Der Verein hat sich die Erhaltung des Denkmals Schleiferei Wipperkotten auf die Fahnen geschrieben und ist bestrebt, für dieses Anliegen öffentlich zu werben. Der Verein versteht sich als Anwalt des Denkmals und auch der Schleifer. Durch einen Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt Solingen erhält der Verein den Status eines Eigentümers und kann sich um Spenden und Zuschüsse bemühen. Er betreibt bzw. betreut die Bauunterhaltung und alltägliche Pflege - nicht zuletzt mit dem Ziel, die authentische Nutzung als Schleifbetrieb so lange wie möglich zu erhalten. Mit Unterstützung insbesondere der NRW-Stiftung, der Stadtsparkasse Solingen, der Bezirksvertretung Höhscheid sowie zahlreicher weiterer Spender hat der Förderverein in den vergangenen Jahren nicht nur eine behutsame Sanierung, sondern auch das Wasserrad sowie die Schütz-Anlage erneuert.
Gleichzeitig soll eine beschränkte öffentliche Zugänglichkeit das Interesse an dem Denkmal wachhalten und verbreitern. Der Kotten wurde mit Hilfe der Solinger Außenstelle des LVR-Industriemuseums im Erdgeschoß mit Ausstellungsmedien versehen. Der Wipperkotten lässt sich hervorragend mit den Angeboten des LVR-Industriemuseums verbinden. Die didaktische und möglicherweise in Zukunft auch museumspädagogische Anbindung an das Museum erlaubt es, industriegeschichtliche Kontextbezüge herzustellen, die die Denkmalfunktion des Kottens besser zur Geltung bringen. Langfristig wird der Verein nicht umhinkommen, einen eher musealen Betrieb anzustreben. Dabei ist klar, dass der Kotten keinen Massenbetrieb verträgt. Die beste Lösung wäre es, einen minimalen Schleifbetrieb aufrecht zu erhalten, ermöglicht durch eine Kooperation mit Solinger Firmen oder/oder dem LVR-Industriemuseum. Sollte dies nicht gelingen, wäre wenigstens für eine Betreuung der Wasserkraftanlage durch einen Kustos oder ehrenamtliche Helfer zu sorgen. In beiden Fällen sollte der Kotten in beschränktem und reguliertem Maße öffentlich zugänglich sein.